Licht & Schatten in der Malerei

Um Pleinair malen zu können, sollten man sich mit dem Licht-/Schattenspiel beschäftigen. Sie sind eine wesentliche Grundlage und gehören zusammen mit der Tonwertmalerei und dem Farbkreis zu den Grundpfeilern der Malerei. Gerade draußen, wo man schnell und sicher ein Motiv „einfangen“ will, sollte man diese Grundlagen wissen – beherrschen lernt man nur durch Üben, Üben und nochmals Üben (zusammen mit viel Geduld und Spaß am Lernen) 

Licht- und Schatten


Wir sehen nur das, was uns als Kind durch unsere Umgebung, Erziehung und sozialen Umstände vermittelt wurde und auch noch vermittelt wird. Unsere Kultur in der wir aufwachsen und leben, beeinflusst und reflektiert unsere Sichtweise auf die Dinge um uns herum. In der westliche Zivilisation gilt das Interesse einer Kunst, die Räumlichkeit beschreibt, an anatomischen Formen und die Wirkung von Zeit, Jahreszeit und Witterung festhalten will. Deshalb waren die Meister der westlichen Kunst um eine Beleuchtung bemüht, die diese spezifischen Phänomene möglichst naturgetreu buchstäbliche ins rechte Licht rückt.

 Doch was ist Licht und was ist Schatten? Die meisten Menschen nehmen die Schatten bzw. das Licht nicht richtig war. Wieso? Es fehlt das genaue „Sehen“ bzw. Beobachten. Wir werden mit so vielen Reizen der modernen Welt überflutet, dass man die „einfachsten“ Dinge übersieht und die Abstufungen vom Licht hin zum Dunklen kaum wahrnimmt.

Es gibt ein Sprichwort : Wo Licht ist, ist auch Schatten“, d.h. auf die Malerei bezogen, dass das eine nicht ohne das andere existieren kann. Dies sollte man sich immer vor Augen halten. 

Doch wie viel Licht und Schatten braucht man denn? Um eine gute Wirkung zu erreichen sollte man mit dem Kontrastverhältnis arbeiten, d.h. helles, strahlendes Licht zu dunklem Schatten.

 

Wie man an Hand des hier gezeigtem Beispiel zieht, reicht wenig Licht (Minimal- oder Konturlicht) aus, um eine Plastizität zu erreichen.

Die Wirkung kommt dadurch zustande, dass die Körper sehr dunkel gehalten sind (Silhouetten) und die hervorstechenden Merkmale durch ein strahlendes Weiß angedeutet werden (Hell-Dunkel-Kontrast). Das Auge setzt dann im Kopf den Rest zusammen und wir erkennen ein runden Becher und ein bauchigen Krug. Dies sehen wir zwar auch in den Silhouetten, denn unser Gehirn hat schon früher die Information über einen Becher und einem Krug gespeichert, doch das räumliche Sehen wird erst durch die weiße Kontur möglich.

 

Buchtipp: Betty Edwards „Garantiert zeichnen lernen“. Dort wird von der Autorin sehr ausführlich das Sehen und was unser Gehirn daraus macht beschrieben.

 

Abstufung der Farbe von Dunkel nach Hell

Jetzt wollen wir ja nicht wie die schwarz/weiß Comiczeichner arbeiten, also muss man mit den Kontrastverhältnissen spielen und da kommen die Hell- bzw Dunkelwerte einer Farbe ins Spiel. 

Grundlegend für die Licht- und Schattenmalerei ist die Beherrschung der Hell-/Dunkelwerte. Man sollte wenigstens einmal eine Tonwertskala mit einer Farbe (beispielsweise Schwarz) in 8 Schritten anlegen, um zu merken, wie schwer bzw. sensibel die Abstufung ist:

8 ist der dunkelste und 1 der hellste Ton.

Darum kann ich jedem nur empfehlen, die gezeigte Übung auszuprobieren. Bei Rot und Gelb wird für die Dunkelheit Schwarz dem Grundton beigemischt und für die Abstufung zum hellen Ton wird dem Grundton immer mehr Weiß hinzugefügt.

 

Der Wert einer Farbe beschreiben auch die verschiedene Helligkeits- bzw. Dunkelheitswerte eines Motives. Wenn man sich nicht sicher ist, wie die Abstufungen einer Motivvorlage ist, empfehle ich davon eine Schwarz/Weiß-Kopie zu machen. An Hand der Kopie erkennt man, ohne sich auf die Farben zu konzentrieren, welche Grauwerte zu Grunde liegen. Wir benötigen diese Abstufungen, um einen Räumlichkeit auf einem Objekt und/oder einer Fläche zu erzeugen. Diese bestehen nicht aus Weiß und Schwarz sondern aus vielen Zwischentönen, die für das Auge eine täuschend ähnliche Räumlichkeit und Plastizität erzeugen.

 

 

Wir unterscheiden zwischen 

Körpereigene Hell-/Dunkelzonen:

 

Diese verleihen einem Gegenstand eine Dreidimensionalität

Wird eine Kugel nur in Hell/Weiß oder Dunkel/Schwarz angelegt, so sehen wir nur einen ausgemalten Kreis. Werden nun Abstufungen angelegt (siehe 3. Bild von links), dann entsteht plötzlich eine Plastizität und aus dem Kreis wird für das Auge eine Kugel.

Hell-/Dunkelwerte in der Landschaft/Raum

Diese verleihem dem Bild eine Tiefe und Räumlichkeit. Starke Licht- und Schattenkontraste verleihen dem Bild eine Lebendigkeit und Realität. 


Tipp: Um zu testen ob sein Bild die richtige Wirkung – Plastizität hat, kann man es in Schwarz/Weiß fotografieren (die meisten Digitalkameras können das). Sofort sieht man, wo gegebenenfalls Dunkel- oder Helligkeiten fehlen. 

 

 

Eine weitere gute Übung ist eine Bild mit nur einer Farbe zu malen. Der Untergrund sollte dann recht dunkel sein.


Zuerst wird eine Skizze übertragen und dann wird im Hintergrund die hellsten Stellen angelegt und weich abgestuft (1.Bild). Dann legt man die hellsten Stellen am linken Engelskopf an und verwischt sie in die Richtung der dunkelsten.


So wird automatisch eine Abstufung erreicht. Diese Schritte werden so lange wiederholt, bis das Resultat stimmt. Es ist eine Art von modellieren.


Beim rechten Engel habe ich am ganzen Körper zuerst die hellsten Stellen angelegt (siehe. Bild rechts) und sofort hat man schon eine Plastizität  Auch hier wird dieser Schritt so oft wiederholt bis die Figur fertig heraus gearbeitet ist. Hierbei können sowohl die Finger, der Knetgummi und/oder der Gummipinsel helfen. Wenn Stellen zu hell geworden sind, nimmt man diese wieder mit dem Knetgummi wieder weg bzw. mildert diese ab.

So moduliert man nun immer weiter, ggfs. entfernt man wieder Stellen und korrigiert diese.

Diese Art von Arbeiten trainiert das „genaue“ Sehen von der Abstufungen von Licht und Schatten

Wieviel Licht und Schatten setzt man ein?

Als Faustregel kann man sagen – immer übertreiben: Sehr Hell (Weiß) im direkten Kontrast zu sehr Dunkel (bitte kein Schwarz), dann stimmt es meistens. Man neigt dazu, viel zu zaghaft den Kontrast zu setzen. Im Aquarell z.B. wird mit den Schatten das Licht gemalt, d.h. steht ein helles Haus vor einem dunklen Wald, malt man zuerst den Wald und spart dabei das Haus aus. Das weiße Aquarellpapier wird dann richtig hell erstrahlen, wenn der Wald mit einem sehr dunkeln Grün gemalt wird. Bei Öl, Acryl und auch bei Pastell kann bzw. sollte man das Licht zu Letzt setzen. Bei Pastell hat man u.a. den Vorteil schon dunkelstes Papier als Schatten zu verwenden und die helleren Farben darauf zu setzen. Somit hat man sofort eine Plastizität und braucht sich nur noch um die Abstufungen zu kümmern.

 

 

An Hand des unten gezeigtem Beispiel kann man erkennen, wie sich das zaghafte setzen von Hell- und Dunkel auswirken kann. Links scheint keine Sonne und rechts „badet“ das Haus geradezu im Licht.

Diese Version hat zu wenig Licht und die Dunkelheit dominiert. Somit wirkt das Ganze nicht wie von der Sonne beschieden und sehr trist.

Da wo die Sonne drauf scheint wurde mit sehr heller Kreide gearbeitet, zum Schluss sogar Weiß auf dem Dachbereich und am Boden. Durch diesen starken Hell-Dunkel-Kontrast leuchtet das Bild.


Welche Farben eignen sich zum Licht bzw. Schatten malen?

Alle hellen und reinen Farben sind für das Licht = Sonnenschein geeignet. Egal ob nun Blau, Rot, Orange etc. – sie müssen nur rein, also nicht mit der gegenüberliegenden Farbe des Farbkreises gemischt sein und sie müssen sehr Hell sein. Man setzt auch kein reines Weiß als Licht, sondern mischt entweder ein kaltes Gelb oder Orange mit hinein – aber nur ein Hauch. Im Umkehrschluss eignen sich zum Schatten dunkle und gebrochene Farben. Denn so erreicht man auch noch einen Komplementärkontrast im Bild – nicht nur ein Hell-/Dunkelkontrast.

Mittagszeit in Borme Les Mimosas
Mittagszeit in Borme Les Mimosas

Hier im Bild herrscht sowohl ein starker Hell-/Dunkelkontrast wie auch der Komplementärkontrast orange Dächer zum blauen Himmel, welches die Dachkonstruktionen unterstreicht aber auch das Licht leuchten lässt. Da die Schatten der Dächer ein wenig Rot beinhalten kommt auch das Grün der Bäume wie auch der Fensterläden im Lichtbereich zum Strahlen. Die Fensterläden im Schatten wurden mit Grün und Rot abgedämpft. Ganz vorne im Bild kommt das blaufarbende Pastellpapier zum Vorschein.

 

Nun will man ja nicht immer Landschaften bei tollstem Sonnenschein malen, aber die oben genannten Vorgaben gelten auch bei gedämpften Lichtverhältnissen, nur halt schwächer, vor allem ist der Hell /Dunkelkontrast sehr schwach. Während man bei sonnen-beschienenden Motiven mit den Abstufungen 7 oder sogar 8 (ganz Dunkelt) und 1 (sehr hell) bzw. 2 oder 3 arbeitet, wird bei weniger Sonnenschein nur die mittleren Tonwerte verwendet.

Bei dem Bild “Blick von Rock of Cashel” wurde fast ausschließlich mittlere Tonwerte der Farben benutzt. Somit wirkt das Bild etwas düsterer und mystischer, was aber so auch gewünscht ist. Es zogen dunkle Gewitterwolken über das Land (wenig später hat es wirklich Cats and Dogs geregnet) und doch schien teilweise die Sonne. Das sah fantastisch aus. Wären hier die Kontraste zu stark, käme der Effekt nicht so rüber.

 

Das heißt somit für uns Maler, dass wir erst die Farbwerte, Hell-/Dunkel- wie auch den Komplementärkontrast verinnerlicht haben muss, um dann damit zu „spielen“.

 

 

ALSO  ÜBEN, ÜBEN und nochmals ÜBEN.

Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!


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Kommentare: 2
  • #1

    Arnette Theiss (Sonntag, 05 Februar 2017 08:34)


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